Von Aufbau, Enteignung und Erweiterung

Wo einst so gar nichts stand, kaufte der „Freie Turn- und Sportbund“ am 07.08.1927 das Baufeld und lässt sich im Grundbuch eintragen. Noch im Herbst des gleichen Jahres erfolgt eine Grundsteinlegung. Ein Jahr später, nachdem im Sommer der Rohbau fertig gestellt wird, kann Richtfest gefeiert werden. Die offizielle Einweihung findet nach Fertigstellung am 01./02.06.1929 statt. Auch damals war die Finanzierung ein wichtiges Thema. Das Volksheim Lomnitz konnte aus dem Verkauf von Anteilsscheinen (das Geld sollte später zurückgezahlt werden, was jedoch auf Grund der politischen Entwicklung nie geschah), Geldspenden und den Einnahmen aus Kulturveranstaltungen finanziert werden. Hervorzuheben ist hier vor allem die unentgeltliche Arbeit von 132 Arbeitern, die am Baugeschehen maßgeblich beteiligt waren.

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13 Lomnitzer bildeten den Bau- und Finanzausschuss. Aus seiner Mitte wurde Willi Klengel mit der
Bauleitung beauftragt.

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Grundsteinlegung

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Ende August 1928 wurde Richtfest gefeiert, sodass noch im Oktober im Saal die Kirmes mit einem großen
Fest begangen werden konnte.

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Hallenweihe am 01./02. Juni 1929

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Jugendweihe

Doch die Freude über das neue Gebäude währte nur kurz. 1933 wurde der Sportverein enteignet, schuld daran war der Machtantritt der Nationalsozialisten. Alle Erinnerungsstücke an die Lomnitzer Arbeitersportler wurden beschlagnahmt oder den NS-Organisationen zur Verfügung gestellt. In den folgenden Jahren werden mehrfach Baumaßnahmen zur Ertüchtigung des Gebäudes als „SA-Kaserne“ und Unterkunft für Gruppen des Reichsarbeitsdienstes und der Hitlerjugend umgesetzt. Am 12.07.1936 erwirbt die Gemeinde Lomnitz das Gebäude und wird somit Eigentümer. Die Nutzung als Heim für die Hitlerjugend unterlag weiter dem Zeitgeist. Dabei fungierte der große Saal allerdings interessanterweise als Getreidelager. Nach entbehrungsreichen Kriegsjahren kam auch in Lomnitz 1945 das erlösende Kriegsende. Im Sommer des Jahres wurden im Volksheim zwei Räume vom kleinen Saal abgetrennt, um Platz für die Gemeindeverwaltung zu schaffen. Damit war das Volksheim einmal mehr Gemeindemittelpunkt. Im Jahr 1966 entschließt man sich zum Anbau eines Geräteraumes. 1975/76 erhält der kleine Saal seine ursprüngliche Größe zurück. Im Zuge einiger Erweiterungsbauten arbeiten 62 Lomnitzer unentgeltlich für das Gemeinwohl. Mit der politischen Wende tut sich ebenfalls wieder etwas am Gebäude. Baufirmen sorgen für die Erweiterung des Nord-Ost-Flügels.

Schauplatz zahlreicher, schöner, kultureller Momente Erinnerungen von Bürgerinnen und Bürgern

„Bald nach dem Kriegsende 1945 wurde das Volksheim als kulturelles Zentrum des Ortes wiederbelebt. Schon 1945 fand die erste Kirmes statt. Bereits im Jahre 1948 war ich bei den Reigenfahrern.“

„Die Beliebtheit der Räume des Volksheimes, privat wie durch Vereine, für Jugendweihefeiern, Gemeindeversammlungen oder die LPG, war bis 1990 ungebrochen. Oftmals wurden die Veranstaltungen durch Privatinitiative und „Lebensmittelgaben“, aus denen wir in der Küche dann die Speisen bereiteten, abgesichert. Wann das Volksheim welche Lebensmittel- und Getränkezuteilungen erreichten war stets wie in einer Lotterie.“

„Ich war ab 1951/52 bis ungefähr 1955 bei den Reigenfahrern. Bereits vor uns bestand eine Gruppe und auch nach unserer Zeit begannen Mädchen mit diesem Sport. Die von meiner Mutti genähte Saalgarderobe, hellblaue Kleidchen, wurde an die „Neuen“ weitergegeben. Leider hielt diese Gruppe nicht lange durch und Auftritte dieser Gruppe sind mir nicht in Erinnerung. Wir trainierten einmal pro Woche. Die Saalmaschinen standen in einem Schuppen hinter dem Saal, dem ehemaligen Luftschutzbunker. Der Volkschor feierte unter anderem Sängerbälle sowie zwischen 1960 und 1970 Sommerfeste.“

„Viele Jahre wurde der Große Saal auch als Turnhalle genutzt. Anfangs standen die Geräte im linken Bühnenzimmer, ehe ein entsprechender Anbau ausgeführt wurde. Ich kann mich an Barren, Trampolin, Kasten und Schwebebalken sowie Matten erinnern. Die Ringe waren an der Saaldecke.“



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Festplatz vor dem Volksheim Lomnitz zu 700 Jahre Lomnitz im Jahr 2013 (Foto: T. Köther)


„Befragt nach den mir bekannten Nutzungen des Volksheimes fielen mir folgende Punkte ein.“
- Landfilm immer am Dienstag - Kinderfilm ab 17.00 Uhr, Abendveranstaltung 19.30 oder 20.00 Uhr
- Kinderturnen bei Herrn Heinz Hübler und Fräulein Mattheus
- Schulsport Klasse 1 bis 8 bei schlechtem Wetter sowie im Herbst und Winter
- Aufführung von Schulprogrammen und Weihnachtsmärchen
- Bunte Veranstaltungen mit Liedern, Gedichten, Sketch und sportlichen Einlagen
- in den 70er Jahren Weihnachtsmarkt auf dem großen, später im kleinen Saal
- Verkauf durch Händler aus Ottendorf- Okrilla
- Kinderturnen bei Herrn Schabaker und Frau Seifert
- Abendsport (Frauensport) mit Frau Lieselotte Leuthold
- Bücherei im Obergeschoss geleitet durch Frau Edith Bothe und später einige Jahre durch Frau Brigitte Gneuss
- DFD-Veranstaltungen zum Beispiel Nähkurs, Zuschneiden oder Vorträge
- FDJ- Zusammenkünfte auf dem kleinen Saal
- Jugendweihen, Tanzstundenbälle und Schuleingangsfeiern auf dem großen Saal, Tanzveranstaltungen und ab 1977 Fasching
- Auf dem kleinen Saal fanden Hochzeiten (Trauungen), Namensweihen und auch Familienfeiern statt
- Schulsport Klass 1 bis 4 bis 1980 (dann Sport im Zimmer 2 der Schule - jetziger Turnraum)
- Gaststätte

Ab 1989/90:
Sitz der Gemeindeverwaltung, später noch einige Jahre Bürgermeistersprechstunden. Mehrfache Modernisierung in u. a. Technik des Saales und Küchenausstattung. Mehrere Gastwirte mit verschiedenem, aber nicht dauerhaftem Erfolg. Jetzt Nutzung als Heimstatt und Veranstaltungsort des Lomnitzer Carnevalclubs und durch Vereine bzw. für Familienfeiern sowie Wohnnutzung.

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Fasching mit dem LCC (Lomnitzer Carnevals Club) auf dem großen Saal (Foto: LCC)

Text: Die Radeberger, C.Reuter; Quelle & Fotos: C. Reuter

   
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